Ja, ähm, hmh – Muss das sein?

Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Rotschopf der 80er Jahre (Nein, nicht Pumuckel), der in Interviews gerne sagte: „Ähm, mein Trainer hat gesagt, ähm …..“ und so weiter und so fort.

Diese üblen Verzögerungslaute, die uns manchmal beinahe zur Verzweiflung treiben. Bei anderen, weil sie im Übermaß nerven, bei uns selber, weil wir dadurch nicht so professionell wirken, wie wir dies gerne täten. Sind diese Verzögerungslaute unvermeidlich? Müssen wir uns damit abfinden?

Warum benutzen wir überhaupt diese Verzögerungslaute? Sie erfüllen die Funktion einer Überbrückung, während wir nach dem nächsten Wort, dem nächsten Teilsatz suchen. Verzögerungslaute verschaffen dem Gehirn Zeit, nachzudenken. Aber wer will sich schon beim Nachdenken zuschauen oder gar zuhören lassen?

Tipps und Kniffe

Hier ein paar Tipps, die ich auch in meinen Workshops verwende und zum Schluss eine Übung, die mir vor vielenJahren geholfen hat, meine Ähs umd Hmhs los zu werden.

  1. Steigen Sie in jeden Vortrag, in jede Rede mit einem auswendig gelernten ersten Satz ein. Das sorgt dafür, dass Sie sich gleich im richtigen Fluss bewegen und die Startunsicherheit geschickt überstehen.
  2. Reden Sie langsamer als gewohnt – noch langsamer. Viele Rednerinnen und Redner legen ein viel zu hohes Sprechtempo an den Tag. In der Folge geht ihnen die Luft im Satz aus, es werden verstärkt Verzögerungslaute benutzt und dem Publikum fällt es ebenfalls schwerer, dem Vortrag zu folgen. Also: Entschleunigen Sie.
  3. Bilden Sie kürzere Sätze. Lange Schachtelsätze mit vielen Einschüben mögen vielleicht intellektuell wirken, die Verständlichkeit des Gesagten erhöhen Sie nicht, im Gegenteil. Auch Sie laufen dabei in Gefahr sich zu verhaspeln und schon benötigen Sie Verzögerungslaute, um wieder Tritt zu fassen.
  4. Machen Sie bewusst kurze Pausen in Ihrem Vortrag: Einundzwanzig, zweiundzwanzig – und weiter geht es.Das erleichtert Ihrem Publikum Ihren Worten zu folgen und Ihrem Gehirn, die nächsten Worte zu formulieren.

Die ultimative Übung – aber Vorsicht!

Eine Übung, die mir sehr geholfen hat, mich von den Verzögerungslauten zu befreien, war die folgende Übung. Eine Vorbemerkung: Sie sollten diese Übung nur in einem Personenkreis mit maximal 9 Personen durchführen, der einander kennen und sich vertrauen. Für offene Kurse ist diese Übung eher schädlich.

Der Ablauf der Übung: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzen sich mit Blick nach vorne. Der Reihe nach steht jeder Teilnehmende auf und hält ein einmütige Rede zu einem einfachen vorgegebenen Thema, z.B. „Morgenrot oder Abendrot, was gefällt Dir besser?“. Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer erhält ein eigenes Thema. Die Zuschauenden heben jedesmal die Hand, wenn ein Verzögerungslaut wie Hm, Ähm o.ä. benutzt wird. Die einminütige Rede wird gefilmt.

Sobald alle Teilnehmenden an der Reihe waren, wird die Übung in der gleichen Reihenfolge der Sprecherinnen und Sprecher wiederholt. Wieder mit dem gleichen Thema, wieder mit der gleichen Vorgehensweise. Wetten, die Rednerinnen und Redner benutzen deutlich weniger Verzögerungslaute? Der Videobeweis zeigt es dann.

«
»