Keine falsche Bescheidenheit

In vielen Unternehmen halten Frauen Vorträge nur in Ausnahmefällen – meist dann, wenn ein Mann sie darum bittet oder eine Aufgabe zuweist. Doch warten Sie nicht darauf. Ergreifen Sie die Initiative. Kurzvorträge, Impulse vor dem Team oder Präsentationen auf Messen bieten hervorragende Übungsmöglichkeiten. Je häufiger Sie das tun, desto sicherer werden Sie – und desto sichtbarer. Genau das erhöht Ihre Aufstiegschancen.

Warum Sie sich vordrängeln sollten

Das kommt nicht von ungefähr: Übung macht den Meister. Sie merken: Je öfter Sie sprechen, desto sicherer stehen Sie da. Und desto mehr positive Wahrnehmung erzeugen Sie. In kleinen Unternehmen ist das schon wichtig – in Konzernen ist es entscheidend. Frauen zögern oft – Männer drängeln sich vor. Aber genau hier liegen Ihre Chancen.

Praxisbeispiel 1: Kurzimpuls vor dem Team

Sie arbeiten im Marketing. Vorschlag: Beim wöchentlichen Teammeeting übernehmen Sie regelmäßig zwei Minuten, um neue Trends, Wettbewerber oder kreative Ideen vorzustellen. So gewinnen Sie Routine im spontanen Sprechen – und zeigen Kompetenz. Ihre Stimme wird gehört – nicht nur zur Tagesordnung.

Übung 1: Zwei-Minuten-Soundcheck

Nehmen Sie sich vor, bei Ihrem nächsten Meeting zwei Minuten einen kurzen Impuls zu geben. Thema: ein Fachbuch, Podcast, eine Statistik, ein Praxisbeispiel. Bereiten Sie sich nicht auf Minuten, sondern auf Sekunden vor – das hilft gegen Lampenfieber.

Umgang mit Lampenfieber

Lampenfieber ist keine Schwäche – sondern ein Zeichen dafür, dass Ihnen etwas wichtig ist. Bereiten Sie sich gut vor, atmen Sie bewusst vor dem Einstieg tief durch und steigen Sie mit einem Satz ein, den Sie im Schlaf aufsagen können. Struktur hilft. Beginnen Sie mit einer klaren Begrüßung, Ihrer Vorstellung und dem Ziel Ihres Vortrags. So holen Sie sich Sicherheit durch Routine.

Genderrollen aktiv begegnen

Achten Sie auf Ihre Sprache – und lassen Sie sich nicht in Rollenbilder drängen. Sie stehen da nicht als „die Frau im Team“, sondern als kompetente Fachkraft. Wenn Sie unterbrochen werden: Stoppen Sie freundlich, aber bestimmt. Wenn Ihre Idee übernommen wird, ohne Sie zu nennen: Greifen Sie die Spur auf – „Wie ich eben sagte …“. Präsent sein heißt auch, sich Raum zu nehmen.

Die Kurzvorstellung – Ihr Türöffner

Vor einem Publikum, das Sie nicht kennt – auch firmenintern – brauchen Sie eine prägnante Vorstellung:

  • Name und ggf. Titel
  • Position im Unternehmen
  • Aufgaben und Verantwortungsbereich
  • Warum Sie diesen Vortrag halten (z. B. Projektleitung, Fachexpertise, Initiative)

Beispiel: „Guten Morgen, mein Name ist Dr. Martina Schulze, ich leite seit drei Jahren das Produktmanagement bei uns im Bereich Medizintechnik. Heute zeige ich Ihnen, wie wir das neue Kundenfeedback-System aufgesetzt haben – und welche Ergebnisse uns besonders überraschten.“

Praxismodell 2: Impulsvortrag für Kolleginnen

Organisieren Sie einen internen Lunch-Impuls für Kolleginnen. Thema: „Mein erfolgreichstes Projekt“ oder „Die drei größten Fehler im Präsentieren“. Halten Sie Ihren Vortrag in zehn Minuten – mit einer PowerPoint-Folie oder einem Flipchart. Nachfragen erwünscht. Dadurch trainieren Sie, Informationen klar und strukturiert zu vermitteln.

Übung 2: Peer-Feedback

Bitten Sie Kolleginnen, Ihnen nach dem Impuls Feedback zu geben: Was war besonders verständlich? Wo fehlt etwas? Was regte zum Dialog an? Lernen Sie, zuzuhören und sich weiter zu verbessern.

Praxisbeispiel 3: Messe- oder Infostand-Präsentation

Steht Ihre Firma auf einer Messe? Dann packen Sie die Gelegenheit: Bewerben Sie sich als Sprecherin für den Stand. Vielleicht ein kurzes Produkt- oder Leistungsintro. Oder moderieren Sie ein Fachgespräch. So sammeln Sie Erfahrung auf Bühnen – und wirken souverän auch vor Fremden.

Übung 3: Elevator Pitch üben

Erfinden Sie einen Pitch für Ihr Projekt oder Ihr Team: in 60 Sekunden, ohne PowerPoint. Üben Sie vor dem Spiegel, zeichnen sich selbst auf oder holen sich Feedback von Kolleginnen. Optimieren Sie Ihre Sprache und Körpersprache.

Ziel: Sichtbar vor Vorgesetzten

Orientieren Sie sich nach oben. Suchen Sie eine Gelegenheit, Vorgesetzten entsprechende Vorschläge zu machen. Nur keine Schüchternheit. Stellen Sie Fragen wie: „Darf ich beim nächsten Kundenmeeting kurz präsentieren?“ oder „Ist Platz für einen Impuls beim Bereichstreffen?“ Suchen Sie aktiv. Wenn Sie Initiative zeigen, bleibt Ihr Name in Erinnerung.

Praxisbeleg: Aufstiegschancen erhöhen

Eine Teamleiterin, die regelmäßig Impulse hält, wird als kompetent und präsent wahrgenommen. Und das zahlt sich aus: Sie wird für Gehalt, Projekte und Beförderung ernsthaft in Betracht gezogen. Ein männlicher Kollege, der das gleiche tut, wird dafür gelobt – oft anerkannt. Sie können sich das auch leisten: Sie bauen Reputation auf.

Übung 4: Sichtbarkeit planen

Hinterfragen Sie Ihren Kalender. Wo findet Ihre nächste Gelegenheit statt? Wann können Sie einen Kurzimpuls anbieten? Setzen Sie sich ein Ziel: „Innerhalb von sechs Monaten halte ich drei Impulse vor meinem Team.“ Termin eintragen, Präsenz zeigen.

Mentale Unterstützung – und echte

  • Visualisierung: Stellen Sie sich den Raum vor – wie Sie selbstbewusst sprechen, Blickkontakt mit Kolleginnen, bedeutsame Hände zum Einsatz.
  • Mentorin finden: Finden Sie eine Frau in Führung – lernen Sie, wie sie auftritt. Beobachten Sie Stimme, Mimik, Sprache. Holen Sie sich Tipps.
  • Erfolgstagebuch führen: Notieren Sie nach jedem Vortrag: Was lief gut, was können Sie verbessern? Ihre Fortschritte – sichtbar gemacht.

Zusammenfassung: Warum es sich lohnt

  1. Mehr Übung = mehr Sicherheit.
  2. Sichtbarkeit bringt Chancen.
  3. Routine öffnet Türen – zu neuen Projekten, Aufgaben, Verantwortung.
  4. Einmalige Vorträge überzeugen – doch Regelmäßigkeit schafft Reputation.

Wer sich vordrängelt, wird wahrgenommen. Frauen, erobert euch die Bühne – ob intern oder extern. Wer aktiv wird, gewinnt.

Ihre Direktübung – heute sofort

  • Identifizieren Sie eine Gelegenheit in Ihrer Woche: Meeting, sammeln Sie Kolleginnen, veranstalten Sie einen Mini-Impuls.
  • Schreiben Sie dafür einen 1-Minuten-Impuls – und melden Sie sich oder laden Sie andere ein.

Starten Sie heute. Sprechen. Strahlen. Sichtbar werden.


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