Hochdeutsch rockt die Bühne: Warum Dialekt auf der Bühne nichts verloren hat
Ein kleiner Akzent verrät, woher jemand kommt. Das macht Menschen nahbar. Doch wenn aus einem charmanten Tonfall plötzlich ein Sprachgewirr wird, versteht das Publikum oft nur Bahnhof. Wer vor Menschen spricht, will gehört und verstanden werden. Und genau darum geht es: Wer auf der Bühne überzeugen will, spricht Hochdeutsch. Punkt.
Grund 1: Verstehen ist Pflicht
Ein Vortrag lebt vom Verstehen. Wer „Poscht“ statt „Post“ sagt oder „Guggscht du“ statt „Sie sehen hier“, verwirrt Zuhörer, die mit dem Dialekt nicht vertraut sind. Ein Beispiel: Eine Vertrieblerin aus dem Allgäu stellt ein Produkt vor. Sie sagt: „Des isch was Feins, des hämmer scho lang im Sortiment.“ Im Raum nicken einige, andere runzeln die Stirn. Warum? Weil sie nicht folgen können. Wer Klarheit will, wählt Hochdeutsch. So einfach ist das.
Grund 2: Ernst genommen werden
Dialekt klingt oft gemütlich. Doch das ist Fluch und Segen zugleich. In einem Fachvortrag zur Digitalisierung wirkt „mei, des isch halt a Herausforderung“ schnell unprofessionell. Wer ernst genommen werden möchte, spricht eine Sprache, die auch professionell klingt. Hochdeutsch schafft Distanz, wo sie nötig ist, und lässt trotzdem Nähe zu. Das wirkt souverän.
Grund 3: Einheitlicher Klang = Konzentration fördern
Ein starker Dialekt zieht Aufmerksamkeit – aber nicht immer im positiven Sinn. Das Gehirn beschäftigt sich mit der Sprache statt mit dem Inhalt. Zuhörer hängen an Worten wie „Gruschd“ oder „Muggaseggele“ fest, statt die Kernbotschaft mitzunehmen. Wer möchte, dass Inhalte ankommen, redet klar, deutlich und im besten Fall hochdeutsch.
Grund 4: Sprachliche Inklusion
Ihr Publikum ist bunt. Nicht jeder kommt aus der gleichen Ecke wie Sie. Vielleicht sitzt jemand aus Hamburg im Saal. Oder aus Wien. Oder ein Gast aus dem Ausland, der Deutsch als Zweitsprache gelernt hat. Wer Hochdeutsch spricht, schließt niemanden aus. Sie holen alle ab. Das ist ein Akt der Wertschätzung und zeigt rhetorisches Feingefühl. Wer dagegen in seinem Heimatdialekt bleibt, sendet ungewollt ein Signal: „Ich spreche nur für meine Leute.“
Grund 5: Dialekt birgt Missverständnisse
Sprache ist voller Fallstricke. Was im Schwäbischen „lecker“ ist, heißt in der Schweiz vielleicht etwas ganz anderes. Oder nehmen wir das Wort „Häusle“. Niedlich? Vielleicht. Aber für Norddeutsche klingt das schnell nach Verniedlichung und nicht nach Seriosität. Wer überregional spricht, braucht eine Sprache, die klar und eindeutig ist. Und das ist nun mal Hochdeutsch.
So bleiben Sie sympathisch – trotz Hochdeutsch
Sie müssen Ihre Herkunft nicht verleugnen. Ein leichter Klang in der Stimme ist sogar charmant. Aber der Inhalt muss klar und für alle verständlich sein. Hier ein paar praktische Übungen:
Übung 1: Dialekt-Jagd im Manuskript Lesen Sie Ihren Vortrag laut vor. Markieren Sie alles, was nicht hochdeutsch klingt. Schreiben Sie die Passage in Standardsprache um. Achten Sie besonders auf Substantive und Füllwörter.
Übung 2: Aufnahme und Analyse Nehmen Sie sich beim Sprechen auf. Hören Sie sich selbst zu. Wo klingen Sie regional? Was davon ist charmant, was irritiert? Fragen Sie eine Person, die nicht aus Ihrer Region stammt, um ehrliches Feedback.
Übung 3: Sprechtraining mit Zielpublikum Simulieren Sie Ihren Vortrag vor einem gemischten Publikum (z. B. per Zoom). Fragen Sie danach gezielt: „Gab es Stellen, die unklar waren?“ So schärfen Sie Ihre Sprache mit echtem Input.
Wer häufig vor einem nicht-heimischen Publikum spricht oder sich unsicher mit bestimmten Lauten fühlt, kann zusätzlich mit einem Logopäden oder einer Logopädin arbeiten. Diese Profis helfen dabei, Aussprache zu trainieren, Stolperstellen zu erkennen und die Stimme gezielt einzusetzen.
Fazit: Mundart ist Heimat. Hochdeutsch ist Bühne.
Dialekt hat seinen Platz – beim Stammtisch, im Radio oder auf der Hütte. Doch auf der Bühne gilt: Wer Wirkung erzielen will, spricht für alle. Und das heißt Hochdeutsch. Das heißt: klar, deutlich, inklusiv. Und vor allem überzeugend.

