Wie lernen wir?
Kleine Kinder lernen durch Beobachten, Nachahmen, Ausprobieren und das mit viel Erfolg. Erst in der Schule lernen wir abstraktes Wissen und abstrakte Wissensvermittlung kennen. Nur sehr geringe Teile des gelernten Wissens setzen wir jemals in der Praxis ein und verstärken dadurch das Erlernte. Die Informatikerin wird ohne Mengenlehre Probleme beim Programmieren haben, der Historiker hingegen wird selten in die Situation kommen, in der er die Mengenlehre benötigt. Im Ergebnis geht dieses Wissen dann verschüttet.
Was bedeutet dies für Präsentationen und Vorträge?
Versuchen Sie mal wieder in die kleinkindliche Phase des Beobachtens zurückzukehren. Wenn Sie ein Vortrag begeistern, wenn Ihnen eine Präsentation gefällt, dann versuchen Sie nachzuvollziehen, warum das so ist. Beobachten Sie den Vortragenden, die Präsentierende genau. Achten Sie auf Gestik, Mimik, Sprechgeschwindigkeit und Pausen, Variationen der Stimmlage, Bewegung im Raum. In der nächsten Phase ahmen Sie die Elemente, die Ihnen besonders zugesagt haben, nach. Vielleicht üben Sie zuerst vor dem Spiegel, dann vor Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner. Lassen Sie sich Feedback geben. Nicht jede gute Geste eines stämmigen Mannes passt zu einer zierlichen Frau. Probieren Sie dann diese Elemente vor einer Gruppe, im Team, bei einer Präsentation oder einer Geburtstagsrede aus. Kommt Ihnen das bekannt vor? Im Geschäftsleben wird so etwas als »best practice« bezeichnet.
Augen auf
Kopieren ist erlaubt! Nicht einmal die berühmte »Merkel-Raute«, die im Übrigen eine ganz miserable Geste ist, ist patentiert oder patentierbar.
Vor den Erfolg haben die Götter nicht nur den Schweiß, sondern auch die Beobachtung gesetzt. Hören Sie sich den nächsten Vortrag, der Sie begeistert, mit offenen Augen an. Machen Sie sich Notizen, nicht nur zum Inhalt, sondern auch zur Darbietungsweise. Schauen Sie sich auf YouTube TED-Videos an. Der eigentliche Inhalt ist egal, aber achten Sie auf die Elemente, die die Profis nutzen. Kopieren Sie schamlos!
